Camping in Lunow-Stolzenhagen
Wer den östlichsten Osten unserer Republik bereist, darf sich auf einiges gefasst machen und freuen. Hier erwarten dem Camper viel Einsamkeit, Ruhe, Ostalgie und schwarze Katzen, die gern die Straße von links nach rechts überqueren. Wir waren auf dem Campingplatz Lunow-Stolzenhagen an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, der nur einen Steinwurf von Polen und dem Nationalpark Unteres Odertal entfernt liegt.

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Cruisen durch die Oderlandschaft
Dass die Autobahn voll ist, stört uns herzlich wenig. Cruisen auf der Chaussee B158 zwischen Berlin und Angermünde entschleunigt ungemein und motiviert eindeutig zum Gaswegnehmen. Die Reifen flatschen durch kopfsteingepflasterte Eichenalleen und einsame Dörfer, vorbei an goldgelben Getreidefeldern und ergrauten Bauernhöfen der LPG, die schon wesentlich bessere Zeiten erlebt haben. Jaja, die guten alten Zeiten, denen hier einige Einheimische in dieser Gegend immer noch gern hinterher trauern. In keinem Gebiet der ehemaligen DDR ist die Simson-Dichte so hoch und der touristische Andrang so niedrig wie im Unteren Odertal an der deutsch-polnischen Grenze.


Es ist Mitte Juni und bereits am Vormittag ist es schon so bullig warm in unserem roten Karl, dass die Klimaanlage zum Einsatz kommt. Unsere Oldtimer gerechte Aircon, ausstellbare Dreiecksfenster der Seitenscheiben, versorgt uns mit einem angenehmen Windzug zur Abkühlung – umweltfreundlich, voll Bio und natürlich Vegan. Wir hoffen, ihr lieben Hipster aus Kreuzberg & Co wisst das zu schätzen. Kurz vor Lunow-Stolzenhagen kämpfen sich auf der linken Seite Mähdrescher durch verblühte Rapsfelder und machen Platz für die nächste Aussaat. Dahinter färbt sich der Himmel vom freundlichen Blau ins tiefe Schwarz.
Stammcamper und Amateurfischer
Eine Gewitterfront zieht ran, Blitze zucken am Horizont. Nur noch zwei Kilometer bis zum Campingplatz, und das steil bergab mitten durchs Dorf direkt auf eine geschlossene Schranke zu. Endstation? Nein, im Schaukasten hängt die Telefonnummer der Besitzer. Ein kurzer Anruf genügt und schon bekommen wir Einlass mit freier Platzwahl. Auf den beliebten Plätzen in der ersten Reihe stehen schon die Stammcamper und Amateurfischer aus Berlin. Wir finden einen schönen schattigen Stellplatz in der zweiten Reihe mit Blick auf die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße – eigentlich, würde die weiße Plastikfront nicht vor uns stehen. Der Regen schrammt nur ganz knapp an und vorbei. Also Klappstühle und Tisch aufstellen, Strom an die Steckdose und schon kann das Wochenende beginnen. Auf der Wiese schräg gegenüber baut eine Familie, die mit dem Rad zur Ostsee unterwegs ist, zwei Zelte auf. Anscheinend zum allerersten Mal. Kino vom Feinsten!

Nationalpark Unteres Odertal
Herzstück des Nationalparks Unteres Odertals ist die Auenlandschaft. In dem Nationalpark liegen große Polder, die immer wieder überflutet werden. So bleiben für eine Aue typische Lebensräume und Arten erhalten. Kulturflächen gehen immer weiter zurück, dadurch entsteht wieder ein „Hauch von Wildnis“ im Nationalpark Unteres Odertal. Die Polderflächen sind lebenswichtige Habitate vieler Tierarten. Besonders wichtig sind die Flutungspolder für die Vogelwelt. Im Frühjahr und Herbst nutzen viele Zugvögel die Polder als Rastplätze. Wer, wie wir mit dem Fahrrad die Gegend erkundet, wird immer wieder Graugänse, Kraniche, Reiher und Rehe sehen.



Stolper Turm, genannt Grützpott
Wahrzeichen vom Ort Stolpe und gleichzeitig ein lohnendes Ausflugsziel, ob mit dem Rad oder als Wanderung, ist der 2008 sanierte Stolper Turm, auch als Grützpott bekannt. Den Turm kannst du nicht übersehen. Er steht auf einer Anhöhe mitten im Dorf Stolpe und ist über zwei Wege erreichbar. Über eine Wendeltreppe, die sich an der Außenwand nach oben windet, kommt ihr ins Obergeschoss. Dort wird der Eintritt kassiert und weiter geht’s in die Ausstellungsräume. Von der Aussichtsplattform des Turms habt ihr einen grandiosen Ausblick über den Nationalpark Unteres Odertal.
• Eintritt: 1,50 € • Saison: April bis Oktober • Offen: Mi-Sa, 10-12 und 14-16 Uhr • Parken: kostenlos |

Geologischer Garten Stolzenhagen
Nicht nur für Kinder interessant: Im Geologischen Garten Stolzenhagen gibt es den Steinpfad, der in zwei Reihen Findlinge zeigt, die teilweise aus Skandinavien stammen. Die Findlinge sind teilweise angeschliffen, um die Struktur und das Mineralgefüge sichtbar zu machen. Zudem wird im Geologischen Garten die landschaftsgestaltene Rolle der Eiszeit anschaulich vermittelt. Das Löwinghaus des Gartens zeigt eine Sammlung von Fossilien, die in Brandenburg gefunden werden können. Ein Besuch lohnt sich!
• Eintritt: kostenlos • Kontakt: stolzenhagen@geologischer-garten.de • Steinpfad geöffnet: 24/7 |


Aussichtsturm Stützkow: Blick nach Polen
Ein paar Kilometer weiter in Richtung Norden steht direkt an der Oder der Aussichtsturm Stützkow. Der Beobachtungsturm am Stützkower Eiswachhaus wurde 2014 am Oderdeich errichtet und ermöglicht einen 360-Grad-Blick ins Odertal und über den Fluss nach Polen. Das spitze Dach ist den Flügeln eines Kranichs nachempfunden. Mit viel Glück und ein bisschen Ausdauer seht ihr von dort oben Rehe, Singschwäne und Kraniche. Mit dem Auto kommt man nicht dorthin, nur als Wanderer und Radfahrer gelangt ihr über die Deichwege des Nationalparks zum Aussichtsturm.
• Eintritt: kostenlos |



Mit dem Rad nach Lunow zum Café Goldrand
Wenn ihr vom Campingplatz auf dem Oder-Neiße-Radweg in Richtung Süden radelt, erreicht ihr nach vier Kilometern die Ortschaft Lunow. Okay, das Nest mag verschlafen wirken, aber hier gibt es einen Edeka, einen interessanten Kirchhof und das Café Goldrand. Ein Muss für alle Kaffee- und Kuchenliebhaber. Bei Sonnenschein und trockenem Wetter bietet der gemütliche Garten viel Platz zum Entspannen. Sollte es regnen, kann man im liebevoll gestalteten Stall seinen Kaffee und Kuchen genießen. Die angebotenen Produkte kommen aus der Region oder sind selbstgebacken.


Unterwegs auf dem Oder-Neiße-Radweg
Deutschlands östlichster Radweg führt durch historisch bedeutende Städte und artenreiche Landschaften von der Neiße-Quelle in Tschechien bis Zittau und weiter immer grenznah bis hin zur Ostsee. Auf dem Abschnitt von Lunow bis Schwedt führt er durch liebliche Landschaften des Nationalparks Unteres Odertal. Mit ständigem Blick auf die Oder radelt es sich zwischen Lunow und Stützkow auf dem Deich besonders angenehm – keine Berge, Hindernisse und Holperwege.



Campingplatz Lunow-Stolzenhagen
Die neuen Betreiber Fabian Gieseler und Kevin Völcker sind Zuzügler in Stolzenhagen und pachten seit 2021 den Campingplatz von der Gemeinde. Der Platz liegt direkt an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und bietet für 20 Camper in drei Reihen ruhige Stellplätze. Zeltler sind hier auch willkommen und haben eine eigene Wiese. Wer keine fahrbare Unterkunft oder ein eigenes Zelt mitbringt, kann im „Stolzenhagener Stübchen“ mit drei Betten übernachten.


Regel Nummer eins für den Besuch im Oderbruch, eigentlich für ganz Brandenburg: Mückenschutzmittel, wenn möglich, literweise einpacken! Diese fiesen Summer attackieren uns den ganzen Abend. Zwei Tage vor unserer Ankunft ging der Wasserpegel der Oder zurück und legte dabei Abermillionen Mückenlarven frei, die nichts weiter im Sinn hatten als zu schlüpfen und sich vollzusaugen. Und die Hälfte aller Quälgeister scheinen es auf uns abgesehen zu haben.
• Stellplätze: 20 • Saison: 1. März bis 31. Oktober • Preise: 12,50 € + 2,50 € Dusche/WC • Webseite: www.camping-stolzenhagen.de/ • Kontakt: 0159-06164542 |
Hofkäserei: Die Stolze Kuh
Ob Schwarzbuntes Niederungsrind, Allgäuer Braunvieh oder Tiroler Grauvieh, hier geben die Kühe Milch und dürfen noch richtige Kühe sein – und keine Milchmaschinen. In Lunow-Stolzenhagen erfüllen sich Anja und Janusz seit 2014 mit einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb ihren Lebenstraum. Und jetzt kommt’s: In ihrem kleinen Selbstbedienungsladen bekommt ihr alle Produkte aus dem Landwirtschaftsbetrieb. Selbstgemacht, versteht sich! Bio-Milch und Joghurt, Stolze Sahne, Bergkäse, Kefir, Salami, Leberwurst und Grillfleisch, alles was der Camper benötigt.

• 1 Liter Bio-Milch: 2,80 € • 500g Bio-Heumilch-Joghurt: 1,80 € • 200g Bergkäse: 5,80 € • Offen: 24/7 |
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